Hilfe für Stotterer
Bewegend. Jahrelang war es für Beate Köhler (33) aus Marburg ein Horror, ans Telefon zu gehen.
Denn anstatt sich zu melden, brachte sie nicht ein Wort heraus – bis der Anrufer auflegte. Beate
stotterte so stark, dass es ihr oft nicht möglich war zu kommunizieren. In CLOSER erzählt sie, wie sie
ihr Handicap überwand!
PDF: CLOSER magazine interview!
Das Stottern fing an, als Beate in die Grundschule ging. Warum, kann sie sich bis heute nicht erklären.
„Es kam von einem Tag auf den anderen und ganz stark“, sagt sie zu CLOSER.
Sie geht zu Spezialisten und Logopäden. „Doch nirgendwo fand ich Hilfe, die zu mir gepasst hat“,
erzählt Beate. Im Alltag fühlt sie sich eingeschränkt. „Wir leben in einer Welt, die aus Kommunikation
besteht, und ich konnte nicht daran teilnehmen.“ Einfache Dinge wie ein Telefonat werden für sie zur
unglaublichen Herausforderung. „Ich brachte nicht mal ein Hallo zustande.“ Freunde und Familie
unterstützen Beate, wo sie können. Doch in der Schule wird siegemobbt, sie fühlt sich
ausgeschlossen. Trotzdem kämpft sie sich durch Abitur und Chemie-Studium. Vor fünf Monaten nach
über zwei Jahrzehnten des Stotterns, wird sie durch Zufall auf die McGuire-Methode aufmerksam
(Mehr Infos: www.mcguireprogramm.de). Ein Projekt, bei dem Betroffene lernen, ihre Sprechweise
besser zu kontrollieren, um wieder frei reden zu können.
Basis ist ein Intensivkurs, bei dem eine neue Atemtechnik gelernt wird. Danach hilft ein Trainer, das
Prinzip im Alltag anzuwenden. Knapp 1500 Euro investiert Beate. Doch nach drei Tagen passiert das
Unfassbare: Sie kann nahezu frei sprechen. „Das ist ein unheimlicher Erfolg“, sagt sie. Im
Telefoninterview mit CLOSER spricht sie fließend. „Mein Leben hat sich seitdem von Grund auf
verändert.“ Beate macht einen Näh- und einen Englischkurs, geht inzwischen gern unter Leute.
Das bislang schönste Erlebnis: „Am Geburtstag meines Vaters habe ich eine Rede vor all den Gästen
gehalten“, sagt sie stolz. „Und wenn ich nur einem weiteren Menschen, der stottert, mit meiner
Geschichte helfen kann, ist noch viel mehr erreicht.“